„Gaslighting“ – Manipulation in der Partnerschaft

„In einer Beziehung, in der man ständig manipuliert wird, begräbt man nicht nur den Glauben an sich selbst, sondern auch die Hoffnung auf wahre Liebe.“

Mashaal Omary

Liebe ist ein Entwicklungsprozess, der sich mit den Jahren und anhand von sicheren Bindungserfahrungen mit dem Partner festigt.

Manche Menschen erleben jedoch das genaue Gegenteil von Geborgenheit in ihrer Partnerschaft. Wenn der Partner einen in Frage stellt und einem das wiederkehrende Gefühl gibt, die eigene Realität und Wahrnehmung hinterfragen zu müssen, kann das schwerwiegende Auswirkungen auf den eigenen Selbstwert haben.

In diesem Beitrag erfährst du, was „Gaslighting“ bedeutet und warum diese Manipulationsstrategien angewendet werden, um den Partner zu verunsichern.

Was bedeutet „Gaslighting“?

„Gaslighting“ ist eine Form von emotionalen/psychischen Missbrauch, die durch Manipulation stattfindet. Häufig findet „Gaslighting“ durch Personen statt, die einem sehr nahestehen und unser Vertrauen genießen, wie zum Beispiel der/die Partner:in, Freunde, Familienmitglieder oder auch Vorgesetzte. Durch bestimmte Aussagen wird die Realität des „Opfers“ verzerrt, sodass es sich seiner Wahrnehmung nicht mehr sicher ist. Das Selbstbewusstsein wird nach und nach zerstört.

Ursprung des Begriffes „Gaslighting“ ?

Der Begriff „Gaslighting“ ist erstmals 1938 durch das Theaterstück „Gaslight“ von Patrick Hamilton aufgetreten.

In dem Stück dimmt der Ehemann die Gaslampe jeden Abend etwas dunkler und erzählt seiner irritierten Frau, die sich über die Lichtverhältnisse wundert, dass alles wie immer sei und sie sich alles einbilden würde. Zudem bestreitet der Ehemann die Dinge zu sehen, auf die er von seiner Frau angesprochen wird. Nach und nach glaubt die Frau ihren Verstand zu verlieren.

Häufige Verhaltensweisen beim Gaslighting:

  • Der/Die betroffene Partner:in wird in ein Streitgespräch verwickelt und solange provoziert, bis er/sie etwas unbedachtes sagt. Diese Aussage wird dann gegen das
    „Opfer“ verwendet, sodass es sich schuldig fühlt und sich entschuldigt.
  • Der/Die Gaslightersin droht mit Aussagen wie zum Beispiel: „Das bildest du dir nur ein.“, „Das habe ich so nicht gesagt.“, „Du übertreibst mal wieder.“, „Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann…“, „Du bist zu emotional/kompliziert.“, „War doch nur Spaß.“, „Wenn du das tust, mache ich Schluss mit dir.”
  • Der/Die Partner:in lügt zunehmend. Bei Freunden und Familienmitglieder werden häufig andere Versionen vom Geschehen erzählt. Das Ziel des Gaslighters ist es, eigene Bedürfnisse durchzusetzen. Extrembeispiele sind zum Beispiel: Verhütung heimlich absetzen, um schwanger zu werden. Freunden und Familie, Lügen über den/die Partner:in zu erzählen, um sich dann von ihm/ihr ohne „schlechtes Gewissen“ trennen zu können.
  • Das Wissen/die Gedanken und Emotionen werden häufig hinterfragt: „Bist du dir wirklich sicher?
    Denk noch mal darüber nach, habe da ganz andere Erinnerungen im Kopf.“
  • Mögliche Drohkulissen werden aufgebaut, sobald der/die Betroffene eine Entscheidung (ggf. zu einem möglichen Beziehungsaus) treffen muss, um sie/ihn einzuschüchtern und nicht zu verlieren.

Warum manipulieren manche Menschen?

Gewiefte Manipulatoren zeigen mitunter stark narzisstische Züge oder andere Psychopathologien auf, um zu verunsichern und emotional zu destabilisieren. „Gaslighting“ ist jedoch eine Strategie, die die Meisten von uns mit weitaus weniger perfiden Hintergedanken schon mal unterbewusst (ggf. in der Verliebtheitsphase) angewendet haben. Meistens findet diese Form der Manipulation dann statt, wenn Verlustängste, einhergehend mit einem niedrigen Selbstwertgefühl, vorhanden sind. Weitere Faktoren können sein: Die eigenen Bedürfnisse werden über die des Partners gestellt. Manche glauben auch etwas einfach besser als der/die Partner:in zu wissen oder dass eine im Alleingang getroffene Entscheidung, die „bessere“ Lösung für das gemeinsame „Liebesglück“ ist.

Welche Folgen entstehen durch „Gaslighting“?

Von „Gaslighting“ betroffene Menschen zweifeln zunehmend an ihrer Wahrnehmung und ihrer Persönlichkeit. Wer von seinem Herzensmenschen immer wieder hört, alles falsch zu machen oder daran schuld zu sein, dass es dem Anderen schlecht geht, empfindet tiefe Scham und Trauer darüber, nicht gut genug zu sein. Ein sozialer Rückzug ist oftmals die Folge.

Eine kognitive Dissonanz kann eine weitere mögliche Folge einer solchen Situation sein.

Auf der einen Seite spürt der/die Betroffene intuitiv, dass das Verhalten des Anderen nicht in Ordnung ist, rechtfertigt/leugnet diese Gefühle jedoch vor sich selbst und Freunden, um sich emotional vor der schmerzhaften Realität zu schützen bzw. sich dieser nicht stellen zu müssen.

Hilfreiche Gedanken für dich

  • Mach dir zunächst bewusst, dass deine Gefühle richtig und wichtig sind, die du aktuell in deiner Beziehung empfindest. Du darfst traurig, wütend oder enttäuscht sein.
  • Arbeite an deiner Einstellung zu dir selbst und werde dir bewusst, dass du Respekt und Verständnis von deinem/deiner Partner:in verdient hast.
    Liebe funktioniert nur auf Augenhöhe.
  • Wer warst du vor dieser Liebesbeziehung? Kannst du dich noch an diesen Menschen erinnern?
    Was würde sie/er dir jetzt raten?

Schlusswort

Wer „Gaslighting“ in seinen Beziehungen nutzt, untergräbt dadurch immer den freien Willen Anderer.

Häufig werden die eigenen Bedürfnisse auf Kosten der/des Liebsten erfüllt und das kann auf Dauer zu Misstrauen, Unwohlsein und Konflikte in der Partnerschaft führen.

Betroffene sollten in sich hineinhorchen und körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Niedergeschlagenheit und Herzrasen ernst nehmen. Bitte rede immer mit einer Person deines Vertrauens über deine Zweifel oder Sorgen. Hole dir eine weitere Meinung ein – wenn nötig durch eine (n) Therapeut:in.

Feel loved
Mashaal