Mashaal Omary

Weshalb nimmt das Mingle-Phänomen in der heutigen Gesellschaft zu?

Das Mingle-Dasein stellt für viele Menschen eine Möglichkeit dar – neben ihren alltäglichen belastenden Verpflichtungen wie z.B. Uni-Stress, Arbeitsdruck, Familienkonflikte, zumindest in einem Bereich ihres Lebens spontan reagieren zu können und zunächst keine Verpflichtungen eingehen zu müssen.
Zudem leben wir mittlerweile in einer Optimierungsgesellschaft. Das Motto von früher “Was nicht passt, wird passend gemacht“ gilt schon lange nicht mehr und stellt für viele eine pure Ressourcen- und Zeitverschwendung dar.
Bei der Partnersuche gehen viele mittlerweile wie beim Shoppen vor. Im Internet wird nach dem besten Produkt gesucht. Das beobachte ich auch bei den sozialen Medien. Zufällig geschossene „Selfies“, die einem von der Schokoladenseite zeigen, wenn man in einem Club in Ibiza feiert oder sich beim täglichen Workout im Fitnessstudio befindet.
Suggeriert wird, dass man vielseitig ist und dadurch ein aufregendes Leben führe.
Dadurch wirken Sie für manch einen Nutzer attraktiver, als wenn Sie sich mit einer Freundin beim Cafe trinken fotografieren.
Bei einem Mingle kann es ähnlich sein. Es wird sich die Möglichkeit offen gehalten, evt. noch einen „besseren“ Partner zu finden, bevor man sich an dem aktuellen fest bindet.

Was sind Vorteile des Mingle-Daseins, was sind die Nachteile?

Vorteile können sein:
Keine dauerhafte Festlegung, somit das Gefühl von (Wahl)Freiheit. Obwohl man keine Lust auf eine feste Bindung hat, gibt es jemanden der Ihnen für die angenehmen Seiten einer Beziehung zur Verfügung steht (z.B. ausgehen, Sex, kuscheln, Seelentröster).

Nachteile können sein:
Dass einer von Beiden sich verliebt – was in Mingle-Beziehungen häufig der Fall ist – und dadurch verletzt wird.
Eine Mingle-Beziehung kann sich auch negativ auf das eigene Selbstwertgefühl (Ego) auswirken. Wen Ihr Partner z.B. ständig anderen Frauen hinterher guckt, da er ja eigentlich weiterhin auf der Suche nach der „Richtigen“ ist.
Man könnte sich ausgenutzt fühlen, da Sie ja lediglich nur für bestimmte Momente und Situationen kontaktiert werden, aber keiner da ist, wenn Sie jemanden brauchen.
(des weiteren siehe auch mein Artikel auf der Homepage).

Warum hat man das Gefühl, dass dieses Phänomen in letzter Zeit öfters auftaucht?

Heutzutage binden sich die Menschen immer später, da zum Beispiel der berufliche Erfolg, die finanzielle Unabhängigkeit und die persönliche Entwicklung vorrangig zum heiraten und Kinder bekommen steht.
Dadurch sind die Menschen oft länger auf Partnersuche, so dass sie zwangsläufig im Freundes- und Bekanntenkreis mitbekommen, wie der Beziehungsstatus des Anderen lautet.
Wenn die Anzahl der Singles in München steigt, bedeutet dies natürlich auch mehr Mingle-Beziehungen in Ihrem Umfeld.

Sehen sich manche Menschen von der Möglichkeit dieses neuen Beziehungmodells bedroht?

Ja, den viele sind verunsichert und wissen nicht mehr, ob sie sich auf Ihren Partner verlassen können und ob dieser es wirklich ernst mit Ihren Gefühlen meint.
Es ist auch beunruhigend, wenn Sie jemanden kennen lernen und sich nicht sicher sein können, ob der/die sich bereits regelmäßig noch mit jemand anderen trifft.
Um das Gefühl zu haben sich auf jemanden völlig einlassen zu können, muss eine Basis des gegenseitigen Vertrauens entstehen.
Das eine Mingle-Beziehung überwiegend durch den Freiheitsdrang und der Unverbindlichkeit besteht, macht vielen dadurch Angst.

​Sind Mingles „bindungsunfähig“ ?

Nein, der in Zeitschriften häufig benannte Begriff „Bindungsunfähigkeit“ kann nicht pauschal auf Mingles übertragen werden.
Unser Leben besteht aus vielen Momentaufnahmen.
Nur weil ein Mingle heute noch keine feste Beziehung eingehen möchte, bedeutet das nicht, dass ihm/ihr morgen der Gedanke an eine Hochzeit, Kinder und eine Eigentumswohnung nicht erfüllen würde.

(Kleiner Exkurs zum Begriff „Bindungsunfähigkeit“:
Laut Bindungstheorie auf Grundlage von John Bowlby und Mary Ainsworth, gibt es vier verschiedene Bindunsgsstile.
Jeder von uns hat einen Bindungsstil durch frühkindliche Erfahrungen übernommen, so dass dieser sich dann auf unsere heutigen Erwachsenenbeziehungen auswirken kann.
Eine massive Bindungsstörung geht aufgrund extremer Erfahrungen mit den eigenen Bezugspersonen aus der Kindheit hervor. Dennoch werden Bindungserfahrungen ein Leben lang gemacht, so dass die Psychologie mittlerweile davon ausgeht, dass das vorhandene Bindungsverhalten beeinflussbar ist und das erlernte Bindunsgmuster durch weitere Beziehunsgerfahrungen veränderbar ist und bleibt.)

Selbstsabotage: Neun Hinweise darauf, dass dein Partner eure Beziehung sabotiert

Vertrauensbrüche und Manipulation, emotionale Distanz und mangelnde Kompromissbereitschaft sind nur einige der Hinweise.

Gastauftritt bei „Im Leben und daneben“

Seit 2016 bin ich als Expertin bei Focus online tätig und veröffentliche als Gastautorin regelmäßig Artikel für die Kolumne „Familie“. Zu meinen Artikeln:

Warum empfinden wir Eifersucht?

Toxische Einflüsse wie destruktive Verhaltensweisen hindern die Liebe am Gedeihen oder zerstören sie im schlechtesten Fall. Warum empfinden wir Eifersucht – und wie solltest du damit umgehen?

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Menschen, die sich in toxischen Beziehungen befinden, leiden meist psychisch als auch physisch unter den Bedingungen. Anzeichen, Ursachen, Folgen einer toxischen Beziehung.

Verlustangst – Bist du selbst davon betroffen?

Verlustangst ist leider oftmals das Ergebnis von Momenten, die uns auf schmerzhafte Weise überfordert haben. Anzeichen, Ursachen, Überwindungsmöglichkeiten und mögliche Unterstützung bei Verlustangst.

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Die Überlegung in getrennten Betten zu schlafen, stellt für viele Paare eine emotionale Herausforderung dar. Doch was sind die Vor- und Nachteile von getrennten Schlafzimmern?

Mashaal Omary

Eine glückliche Beziehung ist kein Zufall. Sie lebt von dem Wunsch aufeinander zuzugehen. Ich begleite Sie auf diesem Weg.